Mittwoch, 7. Juni 2017

What happened in Sweden last month? BISI III !

Beitrag von Miriam Steinborn



Vom 11.-14. Mai 2017 fand die dritte „Buildings In Society International“-Konferenz in Stockholm  (http://www.archaeology.su.se/om-oss/evenemang/buildings-in-society-international-iii-an-interdisciplinary-approach-1.302986) statt. Im Mittelpunkt stand auch dieses Mal das Verhältnis von Gesellschaften und den Gebäuden, die sie errichten. In welchen sozialen Kontexten werden architektonische Räume geschaffen, und wie prägt die Form der Architektur die soziale Praxis?


Sowohl methodisch-theoretisch als auch auf empirischen Daten basierend stellten Forschende der Archäologie, Bauforschung, Architektur, Denkmalpflege, Museologie, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften aus Amerika, Europa und Indien und China Studien aus verschiedenen Kontinenten und Epochen, von der Bronzezeit bis zur Zukunft vor. Die Ergebnisse der Fallstudien und Ansätze bildeten den interdisziplinären Rahmen innerhalb dessen schwerpunktmäßig mittelalterliche und neuzeitliche Bauten betrachtet wurden. Die Vergangenheit des Gastgeberlandes Schweden und seiner Nachbarn in Skandinavien war dabei besonders vertreten. Anhand sakraler und säkularer Gebäude, von Repräsentationsbauten der Elite über Werkstätten und einfache Wohnhäuser wurde weniger (aber auch) die Bautechnik diskutiert, als vielmehr die Frage wie sich in ihnen soziale Verhältnisse und Verhalten widerspiegeln.


So reihte sich das laufende Dissertationsprojekt zu einem einfachen Haus in Caricin Grad / Iustiniana Prima (http://web.rgzm.de/forschung/forschungsfelder/a/article/der-alltag-in-caricin-grad/) in einen Themenblock ein, der sich mit der Frage nach den treibenden Kräften von städtischer Raumorganisation auseinandersetzte. In spätantiken und frühbyzantinischen Städten wurden bereits früh einfach gebaute Strukturen im vormals regulären Stadtbild festgestellt, die auch in historischen Quellen Niederschlag fanden. Falls sie nicht direkt abgetragen wurden, blieb ihre archäologische Beobachtung jedoch meist auf einem deskriptiven Niveau und einer losen Einordnung in langfristige Wandlungsprozesse. Die einfache Architektur wurde als eine „Zerfallserscheinung“ des einstmals glänzenden römischen Imperiums gering geschätzt. Dezidierte Analysen des Phänomes blieb daher bisher aus, was sich nun langsam ändert. Hinter der Vorstellung dieser einfachen architektonischen Strukturen stand der Appell an die Forschungsgemeinschaft, auch dem einfachen Wohnraum einen Platz und eine Bedeutung in der Wissenschaft einzuräumen. Dieser Ruf fand sein Echo auch in anderen Tagungsbeiträgen. So bemerkte Marianne Hem Eriksen (Projektblog Archdwell: https://archdwell.com/) dazu treffend, dass Wohnen und Alltag zu oft als „normal“ unproblematisiert bleiben und als neutrale Kulisse für die Events in einer Gesellschaft gelten, ein Ruf, der der Komplexität der Thematik nicht ansatzweise gerecht wird.

Führung durch das Stadshus. Das Mosaik (um 1920) im Goldenen Saal zeigt an der Südwand symbolisch aufgeladene Stockholmer Gebäude.
(Foto: Linda Qviström, m. frundl. Genehmigung)

Einen weiteren Schwerpunkt bildeten der wissenschaftliche Umgang mit dem kulturellen (Bau-)Erbe und seine Vermittlung. So fanden auch die digitale und handwerkliche Erforschung und Rekonstruktion von Gebäuden und die Art ihrer Präsentation in Freilichtmuseen ein interessiertes Publikum. Exkursionen in die Altstadt Stockholms und das Freilichtmuseum Skansen rundeten das Programm ab. So vielseitig die Zeitstellungen und Regionen waren, so vielfältig waren auch die Themen, sodass alle Teilnehmenden neue Ideen und Inspirationen versorgt aus der Tagung mitnehmen konnten. Ein Zeitplan für die Publikation steht bereits, sodass die Inhalte der Diskussionen planmäßig bereits 2018 auch einem breiteren Publikum zugänglich sein sollen. Die nächste Tagung des BISI-Formats ist für 2020 in Südengland avisiert.

Freilichtmuseum Skansen, Rekonstruktion eines samischen Lagergebäudes. Im Hintergrund Blick auf Stockhom mit dem Nordischen Museum und dem Vasa Museum (von links nach rechts).
(Foto: J. Steinborn)

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