Montag, 10. August 2015

Blickpunkt Tunesien: Zur Bedrohung archäologischer Fundstellen

Gastbeitrag von Jutta Zerres

Im Schatten der umfangreichen aktuellen Berichterstattung zu Kulturgutzerstörungen in Syrien und im Irak, gehen Berichte über ähnliche Vorgänge in anderen Ländern wie beispielsweise Tunesien fast unter. Dabei fördert das Netz in der letzten Zeit gehäuft Meldungen zutage, die zeigen, dass auch das kulturelle Erbe des nordafrikanischen Landes akut gefährdet ist:
 
Der Tunesier Mouheli Chaker lebt in der zentraltunesischen Stadt Makthar (dem antiken Mactaris) und veröffentlicht auf seiner Facebookseite und bei Flickr.de immer wieder Fotos von Beschädigungen und Verschmutzungen von antiken Monumenten und von  Raubgrabungen in seiner Heimatstadt:

Der Archäologie-Blog veröffentlichte vor kurzem auf YouTube ein kurzes Video von Samir al-Farabi, dass auf die derzeitige Gefährdung des numidischen Mausoleums von Henchir Bourgou (franz. wikipedia) auf der Insel Djerba durch Erosion, Vermüllung, wilden Tourismus, Plünderung und Landwirtschaft verweist. Das Mausoleum datiert in das 2. oder 3. Jh. v. Chr. und stand 2012 zusammen mit einigen anderen tunesischen Monumenten aus der numidischen Epoche auf der Tentativ-Liste der UNESCO.
Felsengräber von Souk el Guebli
(Foto: Rais67 [CC BY SA 3.0] via Wikimedia Commons)
Das tunesische Onlinemagazin „Kapitalis“ berichtete Ende Juli über aktuelle Zerstörungen und Plünderungen der antiken Nekropole von Souk el Guebli, die sich im Südosten der Insel Djerba befindet. Die archäologische Stätte besitzt eine Ausdehnung von 5000 m² und besteht aus 12 in den Felsen eingehauenen Grabanlagen von guter Erhaltung. Die Grabarchitektur ist ein herausragendes Zeugnis für die Verschmelzung der einheimischen und punischen Kultur im 3. Jh. v. Chr. Seit den 1950er Jahren waren hier Ausgrabungskampagnen durchgeführt worden. Obwohl die Akteure der Plünderungen und Zerstörungen den Strafverfolgungsbehörden bekannt sind, blieben ihre Taten bisher folgenlos. Der Autor des Artikels prangert deutlich die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit und der Justizbehörden an.   

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