Montag, 23. Dezember 2013

Ägyptens Kulturerbe Ende 2013

Ein Gastbeitrag von Jutta Zerres

Die Zerstörung und Plünderung archäologischer Stätten in Ägypten nimmt kein Ende. Seit dem letzten Chronik-Bericht auf Archaeologik zur Lage der ägytischen Kulturgüter (J. Zerres, Plünderungen und Zerstörungen archäologischer Stätten in Ägypten im Oktober 2013. Archaeologik 4.11.2013) sind folgende Meldungen bekannt geworden:

Plünderungen auf Fundstellen
In den vergangenen sechs Wochen wurden von der FB-Gruppe „Egypt's Heritage Task Force“ und von der internationalen Presse folgende Vorgänge vermeldet:

Speos Artemidos 01
Tempel der Löwengöttin Pachet in Istabl Antar
(Foto: Einsamer Schütze
[Own work - GFDL oder CC-BY-SA-3.0],
via Wikimedia Commons)
7. November:
Meldung über erneute Plünderungen in Istabl Antar in Minya bei Beni Hassan und Zerstörungen in Gebelein durch Landnahme.

13. November:
Während eines Besuches in der Nekropole von El-Hibeh dokumentieren Mitglieder der Gruppe neue Plünderungspuren Insgesamt 79 Fotos werden auf Facebook veröffentlicht.

22. November:
Ein historisches Gebäude in der Seyofiya Street 41 in der Altstadt von Kairo wird über Wochen demoliert.

4. Dezember: Es wird berichtet, dass paläolithische Felsenbilder im Wadi Abu Subeira bei Assuan zunehmenden Zerstörungen ausgesetzt sind:

5. Dezember:
Einsturz einer Wand im Ramesseum, Luxor, Westbank.

10. Dezember:
Aus der koptischen Ruinenstätte von Ansina werden fortgesetzte Plünderungen vermeldet. Zahlreiche Graffiti in Koptisch, Syriakisch, Ethiopisch und Demotisch sind zerstört.

16. Dezember:
Deutsche Aktivisten erstatteten Anzeige bei der Staatsanwaltschft Lüneburg gegen die beiden Deutschen D. Görlitz und St. Erdmann, die ohne Genehmigung der ägyptischen Behörden Gesteinsproben aus der Pyramide des Cheops entnommen hatten, um ihre unsinnige Atlantis-Theorie zu belegen. Der Vorwurf lautet Sachbeschädigung, Diebstahl und die illegale Einfuhr von Antiquitäten in die Bundesrepublik Deutschland. „Egypt’s Heritage Taskforce„ stellte dazu Beweismittel wie Videos, Fotos und Aussagen der beiden „Archäologen“ gegenüber der deutschen Presse zur Verfügung. 
Dazu auf Archaeologik:
Außerdem:

17. Dezember:
Einbruch in das Ausgrabungsmagazin auf der Insel Elephantine in Assuan.

18. Dezember:
Einsturz der Decke im historischen Manasterly Palace.


Neues vom geplünderten Museum in Mallawi:
Das im August 2013 beraubte und in Brand gesetzte Museum der Stadt Mallawi (siehe Archaeologik v. 15.8.2013, 18.8.2013 und 23.8.2013) wird renoviert. Es sind ca. 900 von 1089 geraubten Objekten inzwischen wieder aufgetaucht.

Auch die Statuette der Tochter des Pharao Echnaton, Glanzstück des Museums von Mallawi, ist, leider in drei Teile zerbrochen, zurück.

Geraubte Objekte

Weiterhin häufen sich in der Presse die Meldungen über die Wiederbeschaffung von Objekten, die teilweise seit der Revolution 2011 abhanden gekommen waren:

In Mit Rahina wurde von der Antikenpolizei ein gestohlener Naos aus Kalkstein aus dem alten Reich sichergestellt.  
Drei pharaonische Statuen und Goldstaub wurden bei einem Antikenhehler in Qena sichergestellt. 
Am Westufer des Nils in Assuan wurden fünf Mumien griechisch-römischer Zeit und weitere archäologische Objekte entdeckt, die wohl nach einem gescheiterten Raub dort abgelegt worden waren.

In El-Qantara (Gov. Ismailia) wurde ein Hausbesitzer bei illegalen Ausgrabungen auf seinem Grundstück erwischt. Sein Haus steht auf einem Gräbefeld der spätpharaonischen und römischen Zeit.

 Der Weg auf den illegalen Markt im Westen 

Zahlreiche Objekte bei einer Hausdurchsuchung bei Schmugglern auf dem Sinai gefunden. Die Stücke sollten nach Israel gebracht werden.

Neunzig Objekte wurden von israelischen Behörden in einem Auktionhaus in Jerusalem sichergestellt.

Das Fragment eines Fayence-Uschebti der 26. Dynastie wurde in Brüssel wiederbeschafft. Er war in der Januar-Revolution von 2011 aus dem Kairoer Nationalmuseum geraubt worden.

Fünf geraubte Objekte aus ptolemäischer Zeit sind in französischen Auktionshäusern aufgetaucht.
Der ägyptische Kultusminister versucht die Versteigerung von 23 Objekten durch das Auktionshaus Sotheby's in den USA zu verhindern, die illegal aus Ägypten augeführt worden waren. 

Eine deutsche Familie gibt Statuette aus dem Nachlass eines verstorbenen Angehörigen an Ägypten zurück!


Weitere Meldungen

Die Tamarod-Bewegung hat ein Petition zur Absetzung des Antikenminister Mohamed Ibrahim in Leben gerufen. Bis zur Veröffentlichung des Berichtes in hatten 4000 Personen unterschrieben, darunter Angestellte des Ministeriums und frisch graduierte Archäologen. Der Minister sei unfähig die fortgesetzten Pünderungen von Kulturtätten zu bekämpfen, so lautet der Vorwurf.
Dazu ein Kommentar vom Blogger Paul Barford (7.11.2013):

Ägyptens selbsternannter Stararchäologe Zahi Hawass schlug vor, die ägyptischen Kulturstätten aus dem Weltall per Satelliten zu überwachen.

Der ägyptische Antikenminister beschließt bewaffnete Wächter für einen besseren Schutz von abgelegenen archäologischen Stätten einzusetzten. (Hoffentlich hilft's !)

Reportagen in deutschen Medien:

Monica Hanna hat im Journal of Eastern Mediterranean Archaeology & Heritage Studies einen zusammenfassenden Bericht über die Vorkommnisse in Ägypten seit der Revolution im Januar 2011 publiziert:

Die Autorin erhielt den SAFE Beacon Award 2014 für ihr Engagement für Kulturgüterschutz in Ägypten.
Im genannten Artikel weißt M. Hanna darauf hin, dass derzeit die einzigen Wächter der Kulturgüter verschiedene Gruppen von "heritage activists" sind. Zumeist ermutigen sie Leute vor Ort, auf ihr Kulturerbe zu achten. Sie versuchen über Medienkampagnen Aufmerksamkeit für das Problem zu schaffen, die politischen Entscheidungsträger zum Handeln zu zwingen und Strategien zu entwickeln, wie das Kulturerbe geschützt werden kann.

Der Ägyptologe und Reiseleiter Eltajeb Abdallah Hassan filmt ein beraubtes Grab in Gebelein. Video bei Youtube vom 21.11.2013 mit Kommentaren in Englisch: 


Interner Link:

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