Donnerstag, 28. November 2013

Die Krise in Griechenland und ihre Auswirkungen auf die Archäologie

Giorgos Vavouranakis, The Greek Economic Crisis and its Reverberations upon Antiquities. Predella 32, 2013 schildert die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Denkmalschutz und die Archäologie in Griechenland.

Athen, Blick über die Agora
(Foto R. Schreg, 1991)
Die kurzfristige Verwaltungskrise lässt auch die langfristigen Defizite deutlich hervortreten. Offenkundig sind die Folgen der Kürzungen der Personalmittel seit 2011, die dazu geführt haben, dass es zu wenig Aufsichtspersonal gibt. Raubgrabungen nehmen zu und Funde stehen in den Depots nicht mehr für eine wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung. Selbst während der Touristensaison gibt es nur reduzierte Öffnungszeiten an Fundstellen und Museen, selbst im Nationalmuseum und auf der Akropolis in Athen, in Delphi und Knossos. Die Personalkürzungen betreffen allerdings auch die Durchführung von Notgrabungen, denn die Denkmalpflege ist in Griechenland im Ministerium bzw. seit 2012 Generalsekretariat für Kultur (GSC) zentralisiert. Es beaufsichtigt Museen und Privatsammlungen und ist für alle Ausgrabungen und archäologische Feldforschung im Land direkt verantwortlich, lediglich über universitäre Forschungsprojekte wird nur eine Oberaufsicht geführt. 

Die Probleme der griechischen Denkmalpflege sind vor allem in den letzten 10 Jahren entstanden, als versucht wurde, die hergebrachten Verwaltungsabläufe mit modernem Denkmal-Management zu kombinieren. Dabei kam es zum unsystematischen Outsourcing von Aufgaben, einer parallelen Ausweitung sowohl der regionalen wie der zentralen Stellen des GSC und unüberschaubaren Verwaltungsabläufen.

Die Entwicklung hat auch zu einem Verlust an Fachkompetenz in der Behörde geführt. Die Personalkürzungen haben vor allem ältere, erfahrene Mitarbeiter getroffen, die in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurden. Lange Zeit war für die staatlichen Denkmalpfleger keine Promotion erforderlich. Experten für Bioarchäologie oder Archäometrie sind in der GSC nicht vertreten. Damit fällt es auch schwer, die Bedeutung archäologischer Notgrabungen zu vermitteln.

In einer Phase, in der die griechische Wirtschaft durch schnelle Entwicklungsprojekte angekurbelt werden soll, ist das für die Denkmalpflege außerordentlich kritisch.

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