Archaeologik: Terroristen, Milizen und Glaubensfanatiker - Instrumentalisierung des Kulturerbes in Mali

Vor der Einnahme Timbuktus durch französische und malische Truppen haben die Milizen vor ihrem Abzug noch einmal einen Schlag gegen das Kulturerbe der Region geführt und eine Bibliothek mit 30000 Bänden seit dem 13. Jahrhundert verbrannt.

Hof der Djingareiber-Moschee in Timbuktu
(Foto: KaTeznik [CC BY-SA 2.0 FR]
via WikiMedia Commons)

Über das Ausmaß der Zerstörungen wird man in Kürze sicher mehr erfahren. Hier seien einige Links zusammengestellt, die die Vorgänge dokumentieren. Auffallenderweise fanden die Zerstörungen von Kulturgut in Mali weit weniger Resonanz im Netz als die Situation in Syrien, Ägypten oder während des Bürgerkriegs in Libyen, obwohl die ideologische und politische Komponente der Zerstörungen hier wesentlich ausgeprägter ist.

Echo im Web und Kommentare

Zur Chronologie der Ereignisse

chronologisch geordnete Links zu Meldungen überwiegend von AFP, auf AfrikaNews Archiv, das (mäßige) deutsche Übersetzungen bereitstellt.
s.a. Wikipedia: Konflikt in Nordmali (seit 2012)

vor dem Konflikt

AFP (23.9.2010): Malgré les otages, les pays du Sahel défendent leur tourisme - Hoffnung auf Tourismus
AFP (7.8.2011): Le Mali veut relancer le tourisme après des pertes financières dues à Aqmi - Konjunkturförderung für Tourismus: "Mali hat ein Konjunkturprogramm mit Unterstützung für Tourismus-Industrie-Profis und die Sicherheit der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes aufgelegt, von denen einige unter der Bedrohung durch Al Qaida im Norden gelitten haben."

Frühjahr 2012
Nach einem Militärputsch in Mali verliert die Zentralregierung die Kontrolle über den Norden des Landes, wo sich veschiedene Gruppen - Tuareg-Rebellen, die bewaffneten islamistischen Gruppen Ansar Dine sowie Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) und weitere kriminelle Banden - sich festsetzen. Anfang April übernahm Al-Qaida die Kontrolle in Timbuktu.

AFP (3.4.2012): Tombouctou, illustre cité-carrefour historique en plein désert/ Timbuktu, bildschöne historische Stadt in der Wüste, via Mali-Informationen (Blogpost mehrerer AFP-Artikel m. dt. Übers.)
AFP (3.4.2012): Après les Bouddhas de Bamyan, les manuscrits de Tombouctou?, via Mali-Informationen (Blogpost mehrerer AFP-Artikel m. dt. Übers.)
AFP (4.4.2012): La mythique Tombouctou sous le joug des islamistes, via Mali-Informationen (Blogpost mehrerer AFP-Artikel m. dt. Übers.)
AFP (16.4.2012): L'Unesco appelle à agir pour éviter la perte des manuscrits de Tombouctou, via AfrikaNewsArchiv
Mali-Informationen (6.5.2012): Timbuktu und viele Malier unter Schock: AQMI vergreift sich an einem Mausoleum - Tombouctou et beaucoup de Maliens choqués: Aqmi détruit le mausolée d'un des 333 saints de la ville (Meldungen von AFP und RFI)
AFP (18.5.2012): Mali: situation "très inquiétante" pour le patrimoine culturel, selon l'Unesco, via AfrikaNews Archiv (mit dt. Übers.) - UNESCO-Mission nach Bamako
AFP (23.5.2012): Mali: les islamistes détruisent le monument des martyrs de Tomboucto, via AfrikaNewsArchiv
AFP (28.6.2012): Tombouctou placée par l'Unesco sur la liste du patrimoine en péril, via AfrikaNewsArchiv
AFP (30.6.2012): Nord du Mali: des islamistes détruisent des mausolées à Tombouctou, via AfrikaNewsArchiv
Zerstörung der Kulturgüter in Mali geht weiter. Aus Echo der Zeit vom 01.07.2012, 18:00 Uhr , Audio auf SRFPlayer
FAZ (02.07.2012): Islamisten zerstören weitere Moschee in Timbuktu
BBC (2.7.20129. In pictures: Timbuktu artefacts under threat - Bilder der Moscheen
FAZ (10.07.2012): Es war einmal Timbuktu
FAZ (10.07.2012): Neue Zerstörungen in Timbuktu
BBC (23.12.2012): Timbuktu mausoleums 'destroyed'
AFP (24.12.2012): Mali: les islamistes détruisent à nouveau des mausolées à Tombouctou
Spiegel online (28.1.2013): Islamisten zerstörten wertvolle Bibliothek in Timbuktu

Zerstörung historischer Bibliotheken

astronomisch/mathematisches Manuskript aus Timbuktu
(Foto: eurastro [PD] via WikimediaCommons)

In Timbuktu wurden im Privatbesitz, aber unter Aufsicht der Ältesten und religiöser Gelehrter Handschriften aufbewahrt, die bis in vorislamische Zeit, ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Nach dem Bau einer Bibliothek mit Mitteln aus Südafrika wurden Manuskripte jetzt in Privathäusern gezielt versteckt, in der Hoffnung, dass die Islamisten die von ihnen geschätzte Abgeschiedenheit des Haushalts respektieren.

Digitalisierungsunternehmungen:

Reaktionen

Militärisches Eingreifen

CNN (19.2.2013): French, Malians seize town from Islamists

Mit dem Vordringen der französischen Truppen wird zu beobachten sein, inwiefern Kollateralschäden an den Monumenten auftreten und inwiefern die instabilen Verhältnisse zu Plünderungen führen. Es scheint einen kleinen, aber "feinen" Markt für die Manuskripte aus Timbuktu zu geben (NYTimes 24.4.2004).